Geschichte

Steinmeier gedenkt in Coventry der Opfer deutscher Bomben

5.12.2025, 15:43

Die englische Stadt Coventry wurde im Zweiten Weltkrieg von deutschen Bombern stark zerstört. Zivile Opfer nahm die Luftwaffe in Kauf. Der Bundespräsident sieht eine Mahnung für heute.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in der mittelenglischen Stadt Coventry der Opfer der schweren deutschen Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg gedacht. Er legte in der Ruine der damals zerstörten Kathedrale St. Michael einen Kranz aus schwarzen Rosen, roten Nelken und gelben Chrysanthemen nieder. Begleitet wurde er vom Herzog von Kent, Prinz Edward.

«Wir gedenken der Opfer. Aber Coventry ist ein doppeltes Symbol», sagte Steinmeier. «Coventry symbolisiert den Tiefpunkt der deutsch-britischen Beziehungen, aber gleichzeitig auch den Wendepunkt. Das Zeichen der Versöhnung ist von hier aus, von Coventry ausgegangen.» Steinmeier verwies darauf, dass erst Kiel und dann Dresden eine Städtepartnerschaft mit Coventry geschlossen haben.

Coventry mahnt zum Ende von Krieg und Gewalt

Steinmeier rief dazu auf, die Mahnung von Coventry nicht zu vergessen - «nämlich die Mahnung, uns - und das betrifft nicht nur die Politik - für das Ende von Gewalt und Krieg einzusetzen». 

Es gehöre zur Aufgabe eines Bundespräsidenten, sich der Erinnerung nicht zu verstellen, sagte Steinmeier. Sie sei vor allem in den betroffenen Familien nach wie vor präsent, manche Wunden seien noch offen. «Deshalb stelle ich mich dem Gedenken. Und es lässt mich niemals unberührt, gerade an solchen Orten wie hier in Coventry, wo die Zerstörung noch zu begreifen ist.»

Prinz Edward, ein Cousin der verstorbenen Queen Elizabeth II., ist oft an Gedenkveranstaltungen im Rahmen der Versöhnung zwischen Großbritannien und Deutschland beteiligt. Mit 90 Jahren ist er das älteste Mitglied der britischen Königsfamilie. Im Jahr 2015 wurde ihm für sein Engagement der Friedenspreis Dresden verliehen.

Wehrmacht zerstörte Coventry weitgehend

Coventry war ein bedeutender Industrie-, auch Rüstungsstandort. Die Stadt wurde von der deutschen Luftwaffe mehrfach bombardiert und zu großen Teilen zerstört. 

Allein in der ersten Bombennacht vom 14. auf den 15. November 1940 starben nach britischen Angaben 568 Menschen, Hunderte weitere wurden verletzt. Der mehr als 12 Stunden dauernde Angriff hatte - nach Beethovens Musikstück - den zynischen Decknamen «Operation Mondscheinsonate». 

Dieses verheerende Bombardement war ein Wendepunkt in der Luftkriegsführung des Zweiten Weltkriegs. Erstmals attackierte die deutsche Luftwaffe flächendeckend eine Stadt und nicht nur militärische Ziele oder Industrieanlagen. Sie nahm damit den Tod vieler Zivilisten in Kauf. Beim Niederringen Hitler-Deutschlands wendeten die Alliierten später dieselbe Taktik an, indem sie deutsche Städte wie Dresden mit Bombenteppichen belegten.

Ehrendoktorwürde in Oxford zum Abschluss des Besuchs

Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender besuchten Coventry zum Abschluss ihres dreitägigen Staatsbesuchs im Vereinigten Königreich. Vor dem Rückflug fuhren sie noch in die Universitätsstadt Oxford. Dort sollte Steinmeier mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet werden.