Missbrauch
Bund will Erwachsene für Kinderschutz sensibilisieren
18.11.2025, 14:53
Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) und die unabhängige Bundesbeauftragte gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen (UBSKM), Kerstin Claus, haben in Berlin Initiativen vorgestellt, die Minderjährige in Deutschland stärker schützen sollen. Anlass war der zehnte europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexuellen Missbrauch. «Mehr als 18.000 Mädchen und Jungs waren im letzten Jahr 2024 Opfer sexuellen Missbrauchs», sagte Prien. Die Täter kämen aus dem Umfeld: «Sie sind Nachbar, sie sind Bekannte, sind Verwandte, Menschen, denen man vertraut.»
Mit der Fortsetzung der seit drei Jahren laufenden Kampagne «Schieb deine Verantwortung nicht weg» sollen Kinder und Jugendliche präventiv geschützt werden. Insgesamt sieben Tipps sollen dieses Mal Erwachsene zur Medienkompetenz, Aufklärung und aktiven Hilfe befähigen. «Erwachsene müssen wissen: Wie erkenne ich Täterstrategien?», so Claus. Außerdem soll geklärt werden, wie etwa Bezugspersonen mit Kindern über sexuellen Missbrauch sprechen können. Die Tipps sollen in einer Whatsapp-Gruppe veröffentlicht werden.
Prien: Regulierung von Social Media
Im kommenden Jahr solle der Fokus dann vermehrt auf dem digitalen Raum liegen, teilten Claus und Prien weiter mit. «Ich bin tatsächlich der Meinung, dass das bisherige Schutzniveau nicht ausreicht und dass das auch eine Frage der Regulierung von Social Media ist», sagte Prien.
Um Minderjährige etwa vor sexueller Gewalt, Spiel- und Social-Media-Sucht oder Cybermobbing zu schützen, hat die Bundesregierung auch eine Expertenkommission eingesetzt. 18 Fachleute, darunter Wissenschaftler und Praktiker aus der Medizin, sollen bis zum nächsten Sommer konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten. Geleitet wird sie vom Bildungsforscher Olaf Köller und der früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Nadine Schön.
Mehr Sicherheit durch Studien
Zudem sollen nach Angaben von Claus und Prien Forschungslücken geschlossen werden. Mit dem im Juli in Kraft getretenen Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen werde vor allem die Jugendstudie «Safe!» gefördert. Im Jahr 2026 würden bundesweit 10.000 Schülerinnen und Schüler aus der neunten Klasse befragt.
«Wir werden exakt erfahren, wie sehr junge Menschen heute sexueller Gewalt ausgesetzt sind, aber auch, ob sie Hilfe- und Unterstützungsstrukturen kennen», sagte Claus. Daraus könne man wichtige Schlüsse über Veränderungen etwa bezüglich Risikoräume oder neue Tatphänomene ziehen.