Tag gegen Homophobie
Verband: Hass und Gewalt gegen queere Menschen nimmt zu
17.05.2025, 14:56
Lesbische, schwule und queere Menschen in Deutschland sehen sich nach Einschätzung ihres Interessenverbands zunehmend Anfeindungen und Übergriffen ausgesetzt. «Hass, Hetze und Gewalt gegen uns haben einen neuen, traurigen Höhepunkt erreicht», sagte Andre Lehmann vom Verband Queere Vielfalt zum Tag gegen Homophobie. «Die Zahlen queerfeindlicher Hasskriminalität steigen seit Jahren.»
Dieser Trend setzte sich auch im vergangenen Jahr fort, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Demnach stieg die Zahl der von der Polizei registrierten Straftaten gegen Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung deutlich. Die offizielle Statistik dazu soll noch vorgelegt werden.
Wie viele Straftaten gab es?
2023 wurden laut Bundesinnenministerium bundesweit 1.499 Straftaten gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender und intersexuelle Menschen registriert. Darunter seien 288 Gewalttaten gewesen. Der Verband Queere Vielfalt geht von einer hohen Dunkelziffer aus, weil «entweder Straftaten nicht korrekt als queerfeindlich motiviert klassifiziert werden oder beispielsweise aus Scham oder Angst erst gar nicht zur Anzeige gebracht werden».
«Auf offener Straße nehmen Angriffe auf Einzelpersonen, gleichgeschlechtliche Paare und Orte der queeren Community zu», sagte Lehmann der Deutschen Presse-Agentur. Er gehört zum Bundesvorstand des Verbands. «Queerfeindlichkeit ist in unserer Gesellschaft wieder absolut salonfähig geworden.» Der gesellschaftliche Aufschrei bleibe aus.
Kritik am Gesetzgeber
«Bis heute sind wir eine große Verfolgtengruppe des Nationalsozialismus, der in Artikel 3 des Grundgesetzes kein Schutz vor Diskriminierung zugebilligt wird», sagte Lehmann. Angesichts der Zunahme gesellschaftlicher Spannungen und der täglichen Angriffe auf queere Menschen sei dieser Zustand nicht länger tragbar. Er verwies darauf, dass Demonstrationen rund um den Christopher Street Day immer häufiger von Rechtsaußen angegriffen würden.
Der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie geht auf den 17. Mai 1990 zurück: Damals beschloss die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen.